Eine starke Familiengeschichte
Aus kleinen Anfängen mit einem einzigen Pferdefuhrwerk entwickelte sich unser Unternehmen zu einem hochmodernen Aufbereitungswerk für Aluminium mit
über 45 Mitarbeitern. Wir haben den Rückblick anders als üblich aufbereitet und begleiten die prägenden Persönlichkeiten und Ihre Schaffensphasen. So entsteht ein etwas anderer Rückblick auf unser Unternehmen. Viel Spaß.
Als zwölftes Kind der Familie Schmidt kam Selma 1896 in Schwelm zur Welt. Auf Rosen gebettet war sie nicht, und schon früh lernte sie, für sich selbst zu sorgen. Mit 14 Jahren trat sie als Lehrmädchen in die Dienste des Rohprodukthändlers Otto Vollmer ein. Dessen Geschäftsmodell war typisch für die Branche in der damaligen Zeit: Er vermietete Pferdefuhrwerke nebst Kutscher für 5 Reichsmark pro Tag an fahrende Händler, die in der Umgebung von Schwelm nach allem suchten, was sich wiederverwerten ließ – Eisen, Buntmetalle, aber auch Tierfelle, Glasflaschen und Lumpen für die Herstellung von Briefpapier. Das Flötenspiel, mit dem sie sich ihrer Kundschaft ankündigten, trug ihnen den Spitznamen „Piepenkerle“ ein.
Wenn sie am späten Nachmittag zurückkamen, kaufte Vollmer das Gesammelte auf und verdiente noch einmal gut bei der Marge, die er beim Weiterverkauf erzielte.
Selma lernte das Geschäft von der Pike auf, nahm schon bald die Rohstoffe entgegen, wog und bewertete sie, feilschte um die Preise und rechnete mit den Händlern ab. Im Alter von 18 Jahren wechselte sie dann die Seiten, stieg selbst auf den Kutschbock und machte sich selbständig. In der Brunnenstraße 15 in Schwelm bezog sie ein kleines Hinterhaus, wo sie bis zu ihrem Tode auch ihren Wohnsitz behielt. Hier heiratete sie auch ihren ersten Gatten, der jedoch früh verstarb und ihr wenig hinterließ außer einem Sohn und seinem Namen – Kämper.
Beinahe täglich fuhr sie mit einem gemieteten Fuhrwerk nach Wuppertal, um dort Rohstoffe anzukaufen. Dort baute sie sich ihre ersten Stammkunden auf. Sie lernte schnell, dass man vom Handel überdurchschnittlich gut leben konnte – zeitweise betrug ihr Einkommen das Zehnfache eines Industriearbeiters. Beinahe täglich fuhr sie mit einem gemieteten Fuhrwerk nach Wuppertal, um dort Rohstoffe anzukaufen. Dort baute sie sich ihre ersten Stammkunden auf. Sie lernte schnell, dass man vom Handel überdurchschnittlich gut leben konnte – zeitweise betrug ihr Einkommen das Zehnfache eines Industriearbeiters.
Das war mehr als Entschädigung genug für das Naserümpfen der Spießer. Schon bald tauschte sie den Pferdewagen gegen ein Dreirad mit Karbidmotor und wirtschaftete sich geschickt durch die Krisen und Aufschwünge der Weimarer Republik. Bis in die dreißiger Jahre lieferte sie an ihren alten Lehrherrn, doch mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten änderte sich alles: Otto Vollmer war Jude. Er erkannte die Zeichen der Zeit und verließ mit seiner Familie gerade noch rechtzeitig das Land. Selma half ihnen insgeheim dabei und trat anschließend seine Nachfolge als Zwischenhändler an. Seither stellten sie und ihr junger Sohn Waldemar jeden Morgen die Waage auf den Bürgersteig der Brunnenstraße, kauften und verkauften, was der Markt hergab und bauten einen treuen Kundenstamm auf. Das Häuschen diente als Lager für die wertvollen Metalle; alles andere stapelte sich in der kleinen Gasse daneben. Entsprechend schnell wickelten sie den Weiterverkauf ab.
Zu dieser Zeit lernte die berufstätige Mutter ihren zweiten Ehemann kennen, der ebenso wenig wie sie auf Konventionen gab: einen Varietékünstler namens Müller, der regelmäßig und bis dato ohne festen Wohnsitz durch Europa tingelte. Er hielt sich auch nach der Hochzeit nur selten in Schwelm auf, wurde aber dennoch der Namensgeber für das Unternehmen: Unter ihrem neuen Namen Müller wurde Selma in der Branche bekannt und ließ ihre Firma dann später unter den Namen Müller & Sohn ins Handelsregister eintragen. Über das Schicksal des Unternehmens im Zweiten Weltkrieg ist wenig bekannt. Waldemar Kämper überlebte Wehrdienst und Gefangenschaft, Selma begann wieder Altmetall aufzukaufen, das angesichts der allgegenwärtigen Trümmer und Ruinen leicht zu finden war, und lagerte es auf dem Speicherboden. Den Wiederverkauf hielt sie in engen Grenzen: das alte Geld war nichts mehr wert, stattdessen regierte der Tauschhandel. Dieses Horten stellte sich im Nachhinein als Geniestreich heraus. Mit der Währungsreform von 1948 sprang die darniederliegende Wirtschaft wieder an, und mit der Nachfrage nach Rohstoffen schossen auch die Preise in die Höhe. Der Schatz auf dem Speicher erbrachte einen Erlös von über 50.000 DM, was damals einem beträchtlichen Vermögen entsprach. Sie erwarb mit dem Geld das Grundstück Hauptstraße 178 in Schwelm, ließ Lagerräume und Lkw-Garage errichten sowie ein Haus für Sohn Waldemar, der 1949 aus der Gefangenschaft heimkehrte und die Leitung des Unternehmens übernahm. Von einfachsten Anfängen war die Familie schließlich zu Wohlstand gekommen.
Ursprünglich wollte Waldemar Kämper gar nicht in das Familienunternehmen eintreten. Er hatte eine Bäckerlehre absolviert, dann den Krieg in seiner vollen Länge als Soldat verbracht und wäre in amerikanischer Kriegsgefangenschaft beinahe verhungert. 1949 kehrte er nach Schwelm zurück und entschloss sich nun doch, die Nachfolge seiner Mutter anzutreten. Angesichts der glänzend laufenden Geschäfte und der anziehenden Konjunktur eine leichte Entscheidung.
In praktischer Hinsicht konnte ihm niemand etwas vormachen in diesem Geschäft. Von Kind auf hatte er seiner Mutter geholfen. Was ihm fehlte, war die kaufmännische Ausbildung – ein Umstand, der ihn eine schöne Summe Lehrgeld kosten sollte. Bald zehn Jahre waren nach dem Hausbau in der Schwelmer Hauptstraße vergangen, als ein Steuerprüfer bei Müller & Sohn anklopfte. Wie denn der Neubau finanziert worden sei, wollte er wissen, und wo die entsprechenden Bücher wären. Aus den Wirren der Nachkriegszeit lagen jedoch keine Unterlagen mehr vor, und der Neubau war damals bar bezahlt worden. Das trug dem in Steuerdingen unerfahrenen Unternehmer eine saftige Nachzahlung sowie eine ebenso hohe Geldstrafe ein. In der Familie Kämper sagt man seitdem, das erste Haus wäre zweimal bezahlt worden. Und dass alles was man sehen kann, einen Beleg haben muss …
Ursprünglich wollte Waldemar Kämper gar nicht in das Familienunternehmen eintreten. Er hatte eine Bäckerlehre absolviert, dann den Krieg in seiner vollen Länge als Soldat verbracht und wäre in amerikanischer Kriegsgefangenschaft beinahe verhungert. 1949 kehrte er nach Schwelm zurück und entschloss sich nun doch, die Nachfolge seiner Mutter anzutreten. Angesichts der glänzend laufenden Geschäfte und der anziehenden Konjunktur eine leichte Entscheidung.
In praktischer Hinsicht konnte ihm niemand etwas vormachen in diesem Geschäft. Von Kind auf hatte er seiner Mutter geholfen. Was ihm fehlte, war die kaufmännische Ausbildung – ein Umstand, der ihn eine schöne Summe Lehrgeld kosten sollte.
Bald zehn Jahre waren nach dem Hausbau in der Schwelmer Hauptstraße vergangen, als ein Steuerprüfer bei Müller & Sohn anklopfte. Wie denn der Neubau finanziert worden sei, wollte er wissen, und wo die entsprechenden Bücher wären. Aus den Wirren der Nachkriegszeit lagen jedoch keine Unterlagen mehr vor, und der Neubau war damals bar bezahlt worden. Das trug dem in Steuerdingen unerfahrenen Unternehmer eine saftige Nachzahlung sowie eine ebenso hohe Geldstrafe ein. In der Familie Kämper sagt man seitdem, das erste Haus wäre zweimal bezahlt worden. Und dass alles was man sehen kann, einen Beleg haben muss
Diese Episode war ärgerlich, aber keinesfalls ruinös. Ganz im Gegenteil: die Geschäfte liefen prächtig angesichts des Rohstoffhungers beim Wiederaufbau. Müller & Sohn handelte jetzt ausschließlich Metalle – alle bis auf Eisen und Edelmetall. Die starke Nachfrage aus Wohnungsbau, Maschinenbau und Automobilproduktion ließ das Geschäft brummen. Trotz des Lehrgeldes ans Finanzamt expandierte Müller & Sohn kontinuierlich und verlegte seinen Standort Ende der fünfziger Jahre auf ein großes Grundstück an der Rheinischen Straße in Schwelm. Dieses Areal wurde auf 99 Jahre von der Bundesbahn gepachtet. Am 5. Dezember 1959 stand das Kelleruntergeschoss; der Hallenaufbau nebst seitlichem Bürogebäude wurde Anfang 1960 fertiggestellt.
Unter der Leitung von Waldemar Kämper wuchs das Unternehmen zügig weiter. Sein Sohn aus erster Ehe, Siegfried, war 1956 ebenfalls in das Unternehmen eingestiegen. Bis 1968 am Aufbau von Müller & Sohn aktiv beteiligt, machte er sich allerdings 1969 selbständig und gründete ein eigenes Unternehmen.
Als erster Geschäftsführer von Müller & Sohn verfügte Rainer Kämper über eine fundierte kaufmännische Ausbildung, die er bei Thyssen erworben hatte. Später ergänzte er sein Wissen durch Weiterbildungskurse bei der renommierten RKW.
Dieses Know-how, kombiniert mit der lebenslang erworbenen Erfahrung aus einer Unternehmerfamilie, konnte Rainer Kämper schnell in geschäftlichen Erfolg ummünzen. Er startete fast allein: Von der alten Belegschaft stand ihm nur der erfahrene Buchhalter Gerhard Löber zur Seite. Zu seinen ersten Maßnahmen gehörte die Änderung des Geschäftsmodells. Anstatt wie bisher bei Kleinhändlern Buntmetalle einzukaufen, und wandte sich Müller & Sohn direkt an verarbeitende Unternehmen, um dort Reste aus der Produktion aufzukaufen. Dieser Weg erwies sich als deutlich lukrativer, und innerhalb weniger Jahre steigerte Rainer Kemper den Einkauf auf 500 t Einkauf monatlich. Erneut wurde ein Umzug nötig: 1976 erwarb Müller & Sohn ein Gewerbegrundstückes in Schwelm an der Ruhrstraße. Wenig später schrieb das Unternehmen deutsche EDV-Geschichte. 1977 begann die Zusammenarbeit mit der Firma Nixdorf, den deutschen Computer-
Pionieren, um eine Software-Lösung für den Metallhandel zu entwickeln. Nach gut einjähriger Zusammenarbeit, jeweils nach Arbeitsende, lief das Buchhaltungsprogramm und wurde auf den Namen „ROMA“,(Rohstoffmarkt) getauft. Die Entwicklungskosten lagen bei rund 150.000 DM nebst Hardware-Kosten für die Rechner und zwei gespiegelte Magnetplatten). Der entscheidende Vorteil dieser Innovation war die Möglichkeit der schnellen Überprüfung aller Kennzahlen und die damit verbundene Optimierung der Kontrollmechanismen. ROMA wurde in den Folgejahren der Branchenstandard und erwies sich für beide Partnerunternehmen als nachhaltiger Erfolg.
Matthias Kämper absolvierte zunächst eine dreijährige kaufmännische Lehre bei Müller & Sohn. Auslandsaufenthalte in England sowie in den USA vervollständigten seine Ausbildung. In späteren Jahren studierte Matthias Kämper Betriebswirtschaft an der Universität Düsseldorf und schloss das Studium als Diplom-Betriebswirt ab. Parallel dazu entwickelte sich das Geschäft ausgezeichnet weiter: Zwischen 1987 und 2007 stieg die Menge des jährlich umgesetzten Aluminiums um das Doppelte. Um diese Kapazitäten verarbeiten zu können, investierte Müller & Sohn 1996 in eine hochmoderne vollautomatische Hydraulikpresse.
1998 ging das Unternehmen ins Internet. Mit AluminiumOnline.de entstand ein Auftritt, der Maßstäbe für die Branche setzte und 2004 mit dem Südwestfalenaward in der Kategorie „Best Website“ ausgezeichnet wurde. Von Beginn an als dynamisches Portal angelegt, informiert AluminiumOnline in Echtzeit über aktuelle Rohstoffkurse, monatlich über die Marktsituation sowie über Karrierechancen bei Müller & Sohn.
Im Jahr 2007 stieg Matthias Kämper zum Gesellschafter auf und übernahm 25 % der Anteile. Zeitgleich wurde die Firma auf Herz und Nieren von externen Experten überprüft. Die Unternehmensberatung Becker von Buch analysierte alle Strukturen und Prozesse, entwarf ein Programm zur Steigerung der Wirtschaftlichkeit und half der Geschäftsführung bei dessen Umsetzung. Zu den Resultaten zählte ein verbindlich formuliertes Unternehmensleitbild, die Umfirmierung in eine GmbH & Co. KG, der Neubau des heutigen Verwaltungsgebäudes – und nicht zuletzt die Mitarbeiterzeitung MSNews. Diese seither regelmäßig erscheinende Publikation sorgt für Transparenz im Unternehmen, kanalisiert Lob und Kritik und gibt interessante Einblicke in die Aluminiumbranche über den Tellerrand des eigenen Unternehmens hinaus.
Mit einer Verkaufstonnage von 69.500 t und einem Umsatz von 117,1 Mio. € wurde 2007 das Rekordjahr für Müller & Sohn. Dann jedoch brach das Geschäft in sich zusammen: Die internationale Finanzkrise von 2008 erschütterte den Markt so nachhaltig, dass drei Monate lang praktisch kein Aluminiumhandel stattfand und in den Büros des Unternehmens die Arbeit zum Erliegen kam. Dennoch gelang es der Geschäftsführung, sämtliche Arbeitsplätze zu erhalten: Dank einer vorausschauenden Geschäftspolitik der mittelfristigen Auftragssicherung konnte in der Produktion kontinuierlich weitergearbeitet werden.
Müller & Sohn machte das Beste aus der Krise und erwarb als Mietobjekt das Nachbargrundstück Harkortstraße 17, das durch eine Insolvenz verfügbar geworden war. 2011 kam auch das Grundstück Harkortstraße 20 hinzu, sodass eine erneute Erweiterung des Unternehmenssitzes in der Zukunft nicht mehr mit einem Umzug verbunden sein muss. Insgesamt . 40.000 m² stehen Müller & Sohn heute zur Verfügung. Auch die Produktionskapazität wurde erheblich erweitert, unter anderem durch die Investition durch eine zweite Paketierpresse. Mit der Zeit erholte sich das Geschäft, wenn auch das Niveau von 2007 bisher nicht erreicht wurde. Müller & Sohn reagierte darauf mit einem Ausbau der Dienstleistungssparte, wodurch die Abhängigkeit vom schwankenden Rohstoffpreis verringert werden konnte.
Im Jahr 2012 begann die Übergabe des Staffelstabes an die
vierte Generation: Matthias Kämper erwarb weitere 25 % von Müller & Sohn und stieg in die Geschäftsführung auf. Als alleiniger Nachfolger seines Vaters Rainer wird er das Unternehmen weiterführen. Seine Schwester Stephanie Kämper hält als stille Gesellschafterin 24,9 % der Geschäftsanteile.
Die Zwischenbilanz nach 100 Jahren Metallhandel ergibt ein Bild, auf das die Familie stolz sein darf. Müller & Sohn beschäftigt heute 35 Mitarbeiter, verfügt über modernste Produktion und Logistik und steht in dem Ruf, zu den Qualitätsführern der Branche zu gehören. Gute Gründe, optimistisch in die nächsten 100 Jahre zu starten.
Bleiben Sie gespannt, wie’s weitergeht, der nächste Generationswechsel kommt bestimmt. Bis dahin dokumentieren wir die Firmeneschichte weiter. Von Zeit zu Zeit wird die Historie weitergeführt.